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* Leserbrief * Süddeutsche Zeitung 1.2.2018: „Alarm am Lebensende“

6. Februar 2018

 

Artikel Süddeutsche Zeitung 1.2.2018 von Prof. Heribert Prantl: „Alarm am Lebensende“

– Leserbrief: Brigitte Bührlen:

Sehr geehrte Damen und Herrn der Redaktion
Sehr geehrter Herr Prof. Prantl,

in dem Kommentar wird zu Recht das merkwürdige Schweigen der Gesellschaft zu den alarmierenden Berichten aus der Pflege bemängelt.
Aber: Wer sollte reden und wer sollte hören? Die Probleme in der Pflege bekommen nur Pflegebedürftige mit. Die im Kommentar angeführten „älteren Menschen“ sind nicht organisiert und in aller Regel nicht mehr fähig zu protestieren.
Bleiben noch die Angehörigen von Pflegebedürftigen jeden Alters. Diese versuchen in großer Zahl landauf-landab auf ihre Fälle vor Ort und in Medien auf Missstände aufmerksam zu machen. Aber auch sie sind nicht gut organisiert und völlig überfordert, sich durch den Dschungel unseres Pflegesystems und seiner Bürokratie durchzuschlagen. 
Erschwerend kommt hinzu: An wen sollen sie sich – wir alle – denn wenden? 
An die Politik? An die Regierung? An die Gerichte? Das ist leicht gesagt, aber wie sollen Betroffene das im Einzelfall machen?
Bei Einführung der Pflegeversicherung in den 1990er Jahren wurde die Fürsorge für Pflegebedürftige in die Hände der freien, gewinnorientierten Pflegewirtschaft gelegt: Angebot und Nachfrage hätten fortan die Qualität bestimmen sollen. Das Ergebnis dieser Politik sehen wir heute: 
Die Gesundheits-und Pflegewirtschaft ist interessengesteuert eng miteinander verflochten. Sie ist eine relevante Säule der deutschen Wirtschaft und sitzt maßgeblich an allen politischen Entscheidertischen. Versicherungsunternehmen wie Kranken-und Pflegekassen sind mit hoheitlichen Befugnissen ausgestattet und können im Rahmen der Selbstverwaltung die Regeln von Pflegeleistungen und deren Finanzierung selbst aufstellen. Die Unternehmen der Gesundheits-und Pflegewirtschaft sind in erster Linie ihren Interessen verpflichtet und dazu, Gewinne zu machen.
Wer also sollte die Fürsorge für uns Bürger wahrnehmen? Wer würde auf uns hören?
Ist es nicht so, dass wir Symptome beklagen, die ihre Ursache im System haben?

Mit besten Grüßen,
Brigitte Bührlen